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An
dieser Stelle möchte ich ein wenig auf meine derzeit
wichtigste Technik, die Infrarotfotografie eingehen.
Viele Leute
sehen und bestaunen diese einmaligen
Schwarzweißbilder, können sich aber ihre Entstehung nicht vorstellen.
Ein kleines Frage-Antwortspiel soll Klarheit bringen, immer unter Berücksichtigung
meiner Ausrüstung, dem CANON EOS-System.
1. Was ist Infrarotfotografie?
Kurz gesagt ist es die Darstellung unsichtbaren Lichts. Der für
das menschliche Auge sichtbare Teil des Lichts liegt zwischen 400 und
700 Nanometern.
Eine elektromagnetische Schwingung, rein physikalisch gesehen. Das entspricht
sogenanntem weißen Licht. Für uns vorstellbar ist das, wenn
wir uns
wie im Physikunterricht ein Prisma nehmen und Licht hineinschicken. Auf
der anderen Seite kommen alle Spektralfarben für uns sichtbar heraus.
Von Ultraviolett (unsichtbar) bis Infrarot (unsichtbar). Alle anderen
Farben können wir wie auch am Regenbogen sehen.
Was hat das nun mit meiner Fotografie zu tun? Ich benutze einen speziellen
Film, welcher vom Hersteller für infrarotes Licht sensibilisiert
wurde.
Des Weiteren schraube ich, nachdem ich das Motiv anvisiert habe, ein
für unser Auge nahezu undurchsichtiges Filter vor das Objektiv.
Ein ganz starkes Rotfilter
sperrt alles sichtbare Licht aus und lässt nur infrarotes Licht
auf die Filmemulsion auftreffen.
2. Kann ich jede Kamera benutzen?
Diese Frage ist nur mit einem "Jein " zu beantworten. Am besten
eignen sich robuste Spiegelreflexkameras, oder auch die mechanischen
Sucherkameras.
Bei einigen moderneren Kameras hat der Hersteller einen Infrarotabtaster
zur Filmpositionserkennung eingebaut (EOS50Ez.b.). Diese Kameras sind
nicht geeignet, da sie einen schönen schwarzen Strich auf den oberen
Rand des Negativs zaubern.
Ich selber benutze eine EOS1N, sie ist uneingeschränkt verwendbar.
3.
Objektive – welche eignen sich, welche besonders?
Im Allgemeinen kann man sagen, alle Objektive sind verwendbar. Aber
es gibt kleine Hilfen und Besonderheiten. Da infrarotes Licht eine
andere
Wellenlänge hat als sichtbares Licht, die Skalierung unserer Objektive
aber nur für sichtbares Licht ausgelegt ist, müssen wir eine
Einstellungskorrektur vornehmen. Einige Objektive haben auf ihrer Skala
einen roten Strich oder Punkt, den IR-Index. Die gemessene Entfernung
muss ihm gegenübergestellt werden, um scharfe Ergebnisse zu erzielen.
Für alle, die nicht einen solchen Punkt oder Strich auf ihrem
Objektiv haben, habe ich eine kleine Hilfstabelle erstellt. Aufschreiben,
kleine Karte in die Fotoweste, alles wird gut.
Brennweite Einstellen
35mm 8m
50mm 14m
70mm 30m
105mm 42m
180mm 55m
Bei kleineren Brennweiten kann man sich auf die Unendlicheinstellung
verlassen.
Aber wie immer im Leben kommt einer daher und sagt, es geht aber auch
anders. Es gibt apochromatisch korrigierte Linsen, so genannte APO´s.
Die Firma Sigma hat viele preiswerte in ihrem Programm. Sie haben die
klasse Eigenschaft, dass man mit ihnen die Entfernungskorrektur vollständig
vernachlässigen kann.
Das hat mir die Arbeit erheblich erleichtert.
4. Filter – eine rote Sache
Um infrarotes Licht auf dem Film sichtbar zu machen, brauchen wir Filter,
die sichtbares Licht sperren und infrarotes Licht durchlassen. Dabei
gibt es zwei Arten von Filtern. Rotfilter (25A, 29, 715) sperren nur
einen Teil des sichtbaren Lichts. Sie sind leichter zu handhaben, und
man kann durch den Sucher noch etwas sehen (715 sehr schlecht).
Dann gibt es die so genannten Schwarzfilter, sie sperren alles sichtbare
Licht. Die Frage, welchen Filter man verwendet, hängt von dem verwendeten
Film und von den eigenen Erwartungen an das Bild ab. Wer einen ausgeprägten
Wood-Effekt mit Konica oder Maco820 möchte, kommt um Filter ab 715nm
nicht herum. Bei Kodak HIE ist der Unterschied nicht so gravierend. Mit
Filter 29 kommt Blattgrün schön weiß, mit Filter715 eine
Spur weißer, und der Kontrast ist etwas härter. Inzwischen
benutze ich für meine Fotografien nur noch Filter 29 und RG715.
Mit Filtern der Firma Heliopan habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht.
Wer es etwas preiswerter braucht, das Cokin-
Filtersystem bietet jetzt auch IR-Filter an .
5.
Die Filme – leises
Fluchen im Dunkeln
Dies soll ein kleiner Überblick über die Filme sein, welche
man in die Infrarotschublade steckt. Es gibt Filme, die in den infraroten
Bereich hineingehen, ihn sozusagen leicht
berühren und echte IR-Filme, welche bis fast 1000 nm sensibilisiert
sind. Hierbei ist zu sagen, dass es schon das erste Opfer gab. Konica
IR 750 gibt es nur noch in Restbeständen, mit etwas Glück im
Ausland. Ich möchte alle Filme nennen, aber nur auf die von mir
eingesetzten näher eingehen.
1. Illford SFX 200
2. Maco cube400c
3. Maco IR750
4. Maco IR820c
5. Konica IR750
6. Kodak high speed infrared HIE
1. Der Illford SFX200 ist eigentlich kein IR-Film, er ist ein Film mit
erweiterter Rotempfindlichkeit. Mit normalen Rotfiltern kann man aber
auch interessante Ergebnisse erzielen.
2.Maco cube ist ein Film, der aus der Verkehrsüberwachung stammt
mit erweitertem Rotspectrum. Ich habe leider noch keine Bilder von ihm
gesehen, vielleicht probier
ich ihn ja mal aus.
3.Maco750c IR ist schon ein etwas älterer Film. Seine Wurzeln stecken
in einem 100er panchromatischen Film mit einem IR-Anhang.
4.Maco 820c IR, der Bruder vom 750er, auch auf einem 100er basierend.
Ich habe ihn mit einem 715er Filter ausprobiert und habe sehr schöne,
scharfe, kontrastreiche Ergebnisse erzielt. Ausgeprägter Wood-Effekt,
keine Überstrahlungen. Ein bisschen mit Konica zu vergleichen. Empfindlichkeit
an der Kamera mit Filter auf 200 ASA einstellen, wie 100 ASA entwickeln.
Auch hier ist wegen der langen Belichtungszeiten ein Stativ ein Muss.
Dieser Film ist mein Favorit nach dem HIE, er ist mit 7€
auch recht preiswert. Zu bekommen bei Mahn oder Monochrom. Datenblatt
(pdf): www.mahn.net/TAIR820c.pdf
5. Konica Infrared 750 ist sehr gut geeignet, wenn man es etwas schärfer
ohne Überstrahlungen mag. Um einen ausgeprägten IR-Effekt zu
erzielen, benutze ich das 715er Filter. Wie 200ASA belichten, wie 100
entwickeln, fertig. Erwähnenswert ist noch, dass der Film in einer
24er Filmpatrone konfektioniert ist, da kann man schneller mal einen
voll machen.
6. Der Kodak high speed infrared
Ich hoffe, dass es diesen Film noch eine Weile zu kaufen gibt, denn ich
habe ihn inzwischen richtig lieb gewonnen. Wenn man erstmal hinter seine
Geheimnisse gekommen ist, macht es Spaß, das zu wecken, was in
ihm steckt. Das Arbeiten mit diesem Film ist mit einigem Aufwand verbunden.
Das Filmeinlegen ist nur bei völliger Dunkelheit möglich. Auch
bei der Verarbeitung kein Dukalicht, ansonsten sind Bilder 1-10 futsch.
Das Licht dringt durch den Schlitz in die Patrone ein, der Film wirkt
dabei wie ein Lichtleiter.
Selbst so genannte Fachlabore unterschätzen das, ich habe da schon
Einiges erlebt. Am besten man benutzt zum Filmeinlegen einen Wechselsack,
ein bisschen Übung und auch das geht wie von Kinderhand. So, jetzt
ist der Film in der Kamera und es kann losgehen. Einschalten und ...
ISO blinkt im Display. Da der Film nicht DX-codiert ist, muss man die
richtige Empfindlichkeit von Hand einstellen. Bei meinen ersten Versuchen,
die alle daneben gingen, bin ich von einer Empfindlichkeit von 400ASA
mit Filter 29 ausgegangen.
Nach der 400er Entwicklung war der Film total zugegangen. Was nun? Um
optimale Ergebnisse zu erzielen, muss von einer viel höheren Empfindlichkeit
ausgegangen werden. Ich belichte den Film wie 1600ASA mit Filter 29,
manchmal bei voller Sonne sogar wie 2000 ASA. Das bedeutet, ich unterbelichte
den Film eigentlich.
Entwickelt wird in jedem Fall wie 400 ASA. Bei Benutzung eines 715er
Filters stelle ich die Empfindlichkeit an der Kamera auf 5000 ASA ein.
Ich mache zusätzlich immer eine Belichtungsreihe, -1, 0, +1, nicht
um sicher zu gehen, sondern um die spezielle Bildwirkung besser nutzen
zu können. Manchmal wirkt die dunklere Variante, manchmal die hellere
besser. Da der Film keine Lichthofschutzschicht besitzt, neigt er zum Überstrahlen
in den Lichtern. Das ist auch eigentlich das Highlight an diesem Film,
das macht ihn so unverwechselbar, einmalig. Wenn es in ein paar Jahren
den Film nicht mehr zu kaufen gibt, und ich dann mit meiner neuen Digitalkamera
Infrarotfotos mache, werde ich genau diese Bildwirkung und den Charakter
vermissen. Die besten Überstrahlungen erzielt man bei leichtem Gegenlicht.
Der Film wird als sehr körnig beschrieben, je nach Belichtung kann
man das aber steuern. Ich persönlich finde sein Korn sehr reizvoll,
es unterstreicht nochmals seine Bildwirkung. Ich arbeite bei sonnigem
Wetter meist mit Blende 16. Bei schlechtem Wetter habe ich auch schon
mit Blende 5.6 gearbeitet, geht auch, die Bilder wirken dann etwas softer.
An dieser Stelle möchte ich auch endlich mal mit dem Klischee aufräumen,
Infrarotfotografie ist Schönwetterfotografie. Ich habe mit HIE schon
bei Nieselregen im Wald fotografiert und super Ergebnisse erzielt.
Aber mein Motto lautet: Ein gut sortierter Wolkenhimmel mit Licht und
Schatten ist das beste Wetter. Dunkle Wolken können selbstverständlich
eine düstere, mystische Stimmung unterstützen. In diesem Sinne
sage ich allen, die an dieser kleinen Nische der Fotografie Freude und
Begeisterung haben wollen, Probieren geht über Studieren.
7. Die Entwicklung
Da ich leider nicht die Möglichkeit habe, ein SW-Labores einzurichten,
möchte ich an dieser Stelle für Selbstentwickler an einen Spezialisten
auf diesem Gebiet verweisen: Wolfgang Mothes aus Frankfurt am Main. Auf
seiner Website kann man alles erlesen zur HIE- Entwicklung. Außerdem
gibt es dort auch einmalige Fotos dieser Technik zu sehen.
www.wofgangmothes.de
Ich selber habe bei Fetzis Entwicklung in Filderstadt einen verlässlichen,
kompetenten Partner zu Entwicklung meiner Filme gefunden.
Adr.: Die Entwicklung, Vollmarstr.16, 70794 Filderstadt.
8.
Was sonst noch zu beachten ist
Da Infrarotfilme sehr wärmeempfindlich sind, muss man eine ausreichende
Kühlung gewährleisten. Ich bewahre immer einen Film im Kühlschrank
auf, die anderen kommen ins Gefrierfach.
Einige Gegenstände und Materialien reflektieren wenig oder gar kein
infrarotes Licht. Wenn man das weiß, kann man sofort bei der Belichtung
Korrekturen vornehmen.
Im Schatten unter Bäumen ist es zwar dunkler aber es ist genauso
viel IR-Licht wie im Freien vorhanden, Belichtungskorrektur -1 bis -2
probieren. Wasser reflektiert kaum IR-Licht Korrektur +1 bis +2. Steine
+1 korrigieren. Moos oder viel Blattgrün mit -1 korrigieren.
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